Kolchis

antikes land
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Begrenzt vom Schwarzen Meer und dem Kaukasus, bekanntgeworden durch Sagen und Mythen, erstreckt sich die Region Kolchis von West-Georgien bis in die Nordost-Türkei. Die Website kolchis.de erzählt von der Geschichte, Musik, Sprache sowie Lebensart der Kolcher auch außerhalb der uns bekannten mythologischen Erzählung vom goldenen Vlies. Das Impressum und die rechtlichen Hinweise finden Sie unter der Rubrik "Kontakt", sowie Links zu der Facebook-Gruppe bzw. -Seite. Wir freuen uns über jede Rückmeldung und eine rege Beteiligung.

Kolchis, welches ein Vorgängerstaat von Lazika bzw. Egrisi war, fand die ersten Erwähnungen in den Inschriften des assyrischen Königs Tiglatpilesar I. (1114-1076 v. Chr.). In der altgriechischen Literatur taucht der Begriff Kolchis zum ersten Mal bei bei Eumelos von Korinth (900-800 v. Chr.) auf (1). Diese Region stand später lange Zeit auch unter dem Einfluss des Mithridates VI., dem König des Pontischen Reiches (70 v. Chr.) (2).

Die Stämme der Kolchis bestanden aus Tzanen, Lasen und Mingrelen. Die gemeinsame Sprache, die der südkaukasischen Sprachengruppe zugehörig ist, kann man als gemeinsame Kultur dieser Stämme bezeichnen und eine gewisse Verwandtschaft ableiten (3). Während in der heutigen Türkei über eine Million Lasen leben (4), sind in Georgien ca. 600 Tausend Mingrelen beheimatet (5). Trotz Quellenangaben sind das geschätzte Werte, da durch Migration und fehlender Zensusergebnisse der letzten Jahre sich Ungenauigkeiten ergaben.

Kommentar: Da die Lasen, Tzanen und Mingrelen im Königreich zu Trapezunt, neben Armenien, im Osmanischen Reich und später in der Türkischen Repubik und in Georgien gelebt haben bzw. leben, ist es natürlich zu einem Austausch zwischen den Völkern gekommen. Bei den Mingrelen spielt der georgische Einfluß eine größere Rolle und bei den Lasen hingegen die türkische Kultur. Ein interessantes Beispiel ist der Ort Sarp/ Sarpi, der zweigeteilt wurde und im kalten Krieg quasi keinen Austausch gab. Auf der georgischen Seite sprechen die Menschen, neben Lazuri, Georgisch und sind Christen, und auf der türkischen Seite sprechen sie Türkisch und sind Muslime. Alte lasische Dorf- und Städtenamen wurden aufgrund nationalistischer Bestrebungen „türkisiert“. So wurden nur in den Provinzen Artvin und Rize über 206 Ortsnamen geändert.(6) Heutzutage findet man aber vermehrt lasische Bezeichnungen im Alltag, zum Beispiel bei der Namensgebung von Restaurants & Geschäften.
Es gibt heiße Diskussionen um die ethnische Zugehörigkeit der Kolcher.. Wir orientieren uns da an der Beschreibung im Duden: "Menschengruppe (insbesondere Stamm oder Volk) mit einheitlicher Kultur". Dementsprechend kann man davon ausgehen, dass Lasen und Mingrelier eine einheitliche Kultur teilen, da beide Volksgruppen in der Kolchis und später im Reich Lazika zusammen gelebt haben. Die Beschreibung bei wikipedia halte ich für irreführend, bei der Kolcher als Sub-Ethnie der Georgier beschrieben werden. Die Vorfahren der Georgier lebten bekanntlich in Iberien - das Nachbarreich der Kolchis.. und vorher waren wir alle Menschen und sind es immer noch ;o). Zur Enttäuschung der türkischen Nationalisten muss auch gesagt werden, dass der Ursprung der Turkvölker nicht einhergeht mit dem der Lasen.
Zu guter letzt eine Anekdote: Amerikaner bezeichnen sich gemeinhin als Kaukasier. Dies bezieht sich nicht auf die tatsächliche ethnische Zugehörigkeit, sondern basiert eher auf einer kruden Rassenlehre aus der Vergangenheit, dass "Weiße" dem kaukasischen Typus eines Menschen zuzuordnen sind. Sie stammen also nicht aus der Kolchis..


Quellenverzeichnis
(1) Andrei Miron, Winfried Orthmann; Unterwegs zum Goldenen Vlies, Arch. Funde aus Georgien
(2) David Braun; Georgia in Antiquity, A History of Colchis and Transcaucasian Iberia.
(3) Karina Vamling, Revaz Tchantouria; Mingrelian and Laz, University of Malmö, Sweden
(4) UNHCR; http://www.refworld.org/topic,50ffbce5307,50ffbce558c,49749c96c,0,,,TUR.html
(5) Rudolf A. Mark; Die Völker der ehemaligen Sowjetunion: Die Nationalitäten der GUS u. Georgiens.
(6) Harun Tunçel ; https://www.researchgate.net/publication/294871465_Renamed_Villages_in_Turkey_Turkiye%27de_Ismi_Degistirilen_Koyler